Frisch gefischt – unser Wels aus Sukow
7. März 2017Vordergrund: Catharina und Christian; Hintergrund: Biogasanlage
Mitten in Mecklenburg-Vorpommern findet sich auch im nasskalten Frühjahr ein tropisches Klima. In einer Halle bei Sukow im Norden Deutschlands, mit leiser Pop-Musik, die aus den Lautsprechern summt, gedämpften Licht und warmen 28° C, werden Afrikanische Welse gezüchtet. „Catfish“, wie sie im Englischen genannt werden, wegen ihrer langen Schnurrhaare. Was ein Fisch aus Afrika in Sukow macht? Darüber habe ich mich mit unseren neuen Lieferanten der Sukower Bioenergie und Welsfarm unterhalten.
„Angefangen hat alles mit der Biogasanlage“, erzählt Catharina.
Catharinas Bruder, Christian, leitet diesen sehr familiären Betrieb. Und die Geschwister kennen sich gut mit Landwirtschaft aus – so betreiben sie unter anderem noch den Milchviehbetrieb ihres Vaters, gar nicht weit entfernt von der Welsfarm.
Kescher in der Sukower Welsfarm
In der hauseigenen Biogasanlage wird aus nachwachsenden Rohstoffen aus der Region Strom produziert. Dabei entsteht auch Wärme – sehr viel sogar! Und für diese überschüssige Wärme braucht es ein gutes Nutzungskonzept. Während sie schon das örtliche Gemeindehaus, Schulen und Kindergärten versorgen, bleibt vor allen in den Sommermonaten viel von dieser Wärme übrig.
Und hier kommt der Afrikanische Wels ins Spiel. Der braucht nämlich das ganze Jahr über konstante 28° C Wasser- und Lufttemperatur und ist damit natürlich der ideale Wärmeabnehmer.
Der Wels, hierzulande noch ein kulinarischer Exot, ist ein wahnsinnig robuster, unkomplizierter Fisch. Er ermöglicht eine artgerechte Haltung ohne den Einsatz von Medikamenten oder Hormonen – die sind hier völlig überflüssig. So passen die Fische auch perfekt in den natürlichen Verwertungskreislauf der Biogasanlage. Die aus dem Wasser der Becken herausgefilterten Stoffe werden auf den umliegenden Feldern verregnet und helfen so bei der natürlichen Düngung der Pflanzen, die schließlich wieder in der Biogasanlage landen. Alles aus einer Hand, sozusagen.
Halle mit Fischbecken
In der Halle mit den großen Becken für die (ebenfalls überraschend großen) Welse herrscht eine sehr entspannte Stimmung. Es ist wohlig warm, ein bisschen wie im Tropen-Haus im Zoo, und relativ dunkel. Das einzige, das ich neben Ed Sheerans Stimme im Hintergrund höre, ist ein konstantes Plätschern. Und das hört man nicht nur, das spürt man auch. Wenn man zum Beispiel, wie ich, zu neugierig ist. Mit ihren kräftigen Körpern können die Welse einen ganz schön nass machen!
Dass es wichtig ist, dass die Tiere sich wohlfühlen, ist den Geschwistern ganz klar. So ist es auch in der Rinderzucht, mit der sie aufgewachsen sind – eine Kuh, die unglücklich ist, gibt keine Milch. Ähnlich ist es auch mit dem Wels – Stress, Hektik und zu helles Licht werden hier deswegen grundsätzlich vermieden!
Übrigens: Welse atmen auch Sauerstoff aus der Luft. Sie können also problemlos ein paar Stunden außerhalb des Wassers verbringen. Zum Beispiel, wenn sie sich mal wieder „verlaufen“ und aus dem Becken hüpfen. Gar kein Problem für den Wels!
Oben: Herr Donath von der Sukower Welsfarm zeigt uns den Afrikanischen Wels; Unten: Afrikanischer Wels
Obwohl die Zucht der Afrikanischen Welse eher zufällig entstanden ist, ist sie bei Catharina und Christian schließlich zur Leidenschaft geworden. Und natürlich zur Familiensache. Ihr Vater kümmert sich beispielsweise um die Setzlinge (die Jungfische) – fährt nach Holland, um sich von den Zucht-Bedingungen zu überzeugen und sie schließlich nach Sukow zu bringen.
Gefüttert werden die Welse mit hochwertigem Futter aus pflanzlichen Proteinquellen und Fischmehl. Wie Fischmehl und eine nachhaltige Welszucht zusammenpassen?
„Wir füttern nur einen kleinen Teil Fischmehl, den die Welse als Raubfische für ihre Gesundheit brauchen. Der Afrikanische Wels braucht im Vergleich zu anderen Fischen nur sehr wenig, deswegen eignet er sich besonders gut für die Aquakultur. Am Ende geht bei uns mehr Fischmehl aus der Anlage raus, als reinkommt – so können wir unseren Teil gegen die Überfischung der Meere beitragen.“
Catharina erklärt mir viel über die Futterbedingungen und die nachhaltige Aufzucht der Welse in Sukow. Sie ist ganz in ihrem Element, beschäftigt sich unentwegt mit der Fischzucht im Allgemeinen, weltweit. Sie hat auch schon ein Praktikum in der Fisch-Halle gemacht. Schließlich, findet sie, sollte man sich mit jedem Bereich und jedem einzelnen Handgriff auskennen. Und das tut sie, das merkt man.
„Unsere Fische erleben keinen unnötigen Stress durch lange Transporte. Wir verarbeiten sie direkt in unserer Anlage und sichern dadurch auch die allerbeste Qualität.“
Christian und Catharina auf dem Gelände der Sukower Bioenergie und Welsfarm
Ich bin überrascht, vom Wels. Von der artgerechten Aufzucht in Sukow, von der Integration in den Kreislauf einer Biogasanlage, mitten auf dem Festland. Aber auch von seiner Größe natürlich, und von seiner robusten Art! Eine Delikatesse, die wir lange Zeit gar nicht auf dem Schirm hatten? Vielleicht!
Wie er schmeckt, der regionale Fisch aus Afrika? Leicht nussig, meinen manche. Sehr zart. Probiert es doch am besten mal selbst. Nächste Woche haben wir ihn das erste Mal in unseren HelloFresh Kochboxen.
Hier erfahrt Ihr noch mehr über die Sukower Bioenergie und Welsfarm.
Eure Ebru